11. Bonner Bau- und Immobilienmesse
Ein realistischer Immobilienpreis ist das A und O
Bonn · Zum elften Mal kam die Bonner Bau- und Immobilienmesse in den Telekom-Dome. Dort konnte man sich rund um Hausbau, Finanzierungsmöglichkeiten und erneuerbare Energien informieren. Preise und Barrierefreiheit waren beherrschende Themen.
Der Wachtberger Makler Marius Friedrich ist neu auf dem Markt unter verteilte Cocktails auf der Messe – eine Anspielung an einen früheren Nebenjob während seiner Ausbildung zum Immobilienkaufmann.
Foto: Axel Vogel
Ist man mit 86 Jahren zu alt, um sich als Hauseigentümer noch mit Photovoltaik-Anlagen zu beschäftigen? Genauer gesagt mit Balkonkraftwerken? Die Frage hatte der Dottendorfer Gert Müller, der am Samstag zu den frühen Besuchern der 11. Bonner Bau- und Immobilienmesse des General-Anzeigers im Telekom Dome gehörte, für sich entschieden: „Das Alter spielt in dem Falle keine Rolle, sondern die Umwelt ist wichtig.“ Was ihn gerade an Balkonkraftwerken reizt? „Der Aufwand ist bei einer Installation und dem Betrieb überschaubar.“
Trotzdem hatte er noch Fragen: Etwa, ob ein Elektriker die Anlage anschließen muss. Um Klarheit zu bekommen, zog es Gert Müller schnurstracks zu dem Fachvortrag von Sascha Beetz, Energieberater bei der Bonner Verbraucherzentrale: Der vermittelte nämlich Wissenswertes rund um das Thema „Eigener Strom vom Balkon“. Auch viele andere Messebesucher Interessierte die Materie, wie der gut gefüllte Vortragssaal belegte.
Ein weiteres wichtiges Thema auf der gut besuchten Messe war die komplexe Situation auf dem Immobilienmarkt. Hier mussten die über 20 Aussteller viel erklären. Schließlich setzten der Immobilienwirtschaft zuletzt gleich mehrerer Negativentwicklungen zu, die auch für Zurückhaltung auf Käuferseite sorgten – aber auch für wieder mehr Auswahl bei Immobilien. Maßgeblich zu der Situation beigetragen hat etwa der Anstieg der Zinsen für Immobilienkredite, die Energiekrise und noch nicht abschließend novellierte Gebäudeenergiegesetzes (GIG). „Wir sehen bei Käufern, aber gerade auch bei Verkäufern viel Beratungsbedarf“, bestätigte Christoph Engels von der Geschäftsführung des Maklerbüros Dr. Oebels Immobilien.
Verunsicherung beim Thema Energie
Diese Verunsicherung bestehe gerade auch mit Blick auf das Thema Energie: „Ob sich eine Wärmepumpe in einem Altbau einbauen lässt, ist Thema Nummer Eins“, so Engels. Gerade wenn Bestandsbauten nicht auf dem neusten energetischen Stand seien, würde dies abschreckend auf viele Käufer wirken. Angesichts des gestiegenen Beratungsbedarfs habe sich insbesondere die Rolle des Maklers geändert: „Wir sind jetzt viel stärker gefordert, denn es geht eben nicht mehr alles nur über den Preis.“ Die Nachfrage sei zwar um 80 Prozent eingebrochen, aber bei den 20 Prozent, die jetzt nachfragten, „ist die Nachfrage wesentlich konkreter“. Daher müsse der Makler beispielsweise viel intensiver schauen, welche Zielgruppe man wie anspreche. Ein entscheidendes Element dabei ist laut Engels die Preisfindung: „Wenn man bei der derzeitigen Marktsituation den Preis zu hoch ansetzt, ist das eine negative Strategie und man landet am Ende bei einem viel geringeren Preis“. Stattdessen gehe es darum, „mit einem realistischen Preis Nachfrage zu generieren“. Doch das Problem sei: „Bei vielen Verkäufern ist die Botschaft einfach noch nicht angekommen.“
Genau das ist der Punkt, auf den der Wachtberger Makler Marius Friedrich setzt. Friedrich ist seit rund einem Jahr neu auf dem Bonner Markt und präsentierte sich auch zum ersten Mal auf der GA-Messe. Und zwar als Barmixer an einer Cocktailbar – eine Reminiszenz an einen früheren Nebenjob während seiner Ausbildung zum Immobilienkaufmann. Worauf er bei der Vermarktung eines Objektes sein Augenmerk richtet: „Ich konzentriere mich ganz auf den Verkaufsstart und will direkt die ersten Chance nutzen.“ Denn er sagt: „Mit jeder Woche, die die Immobilie online auf einem Portal ist, geht der Preis runter und die Vermittlung zieht sich in die Länge.“ Ein realistischer Marktwert sei insbesondere auch unter Berücksichtigung der hohen Zinsen und des energetischen Gebäudezustands das A und O.